VERNISSAGE: 19. September 2019, 18:00 - 20:00 Uhr
Orest Skakun und Sebastian Winkler: KAIROS - ein literarisch-musikalischer Dialog. 18. Oktober 2019, 18:00 Uhr. Mit anschliessendem Apéro.
Garn, gespannte Fäden oder textile Gewebe bilden charakteristische Oberflächen und werden, ganz so wie zum Text verwobene Buchstaben und Worte, zu einer Erzählung. Für Sebastian Winkler sind es einerseits die essentiellen Fragmente von beobachteten Momenten, die er zu neuen Strukturen «verwebt», andererseits abstrakte Setzungen, deren Deutung für individuelle Bezüge offen bleibt. Das Material, sei es Text oder Textil wird zum Trägermedium von Erlebtem, Gesehenem, Gefühltem. So liest sich auch die Ausstellung in der Galerie Reflector als komplexes Gewebe seiner künstlerischen Ausdrucksmittel zu denen Materialen, Konsistenzen, Stofflichkeiten oder auch Texte der konkreten und visuellen Poesie gehören. Wie Bruchstücke von Erinnerungen oder Dialoge die man im Geiste mit sich selber führt, reihen sich die Sätze in den Textarbeiten poetisch untereinander – die innere Melodie klingt mal bestimmt, mal zweifelnd, mal fragend. Weiter begegnet man den mit Draht geformten Objekten barry and michael und liv, aus kostbaren Stoffen. Sie stammen aus dem Archiv der Robt. Schwarzenbach & Co. AG, Thalwil, wo der Künstler in den letzen Monaten für neue Arbeiten recherchieren konnte. Es sind die Silhouetten der flüchtigen Begegnungen, die in der Rückschau vielleicht nur noch mit einer Extravaganz oder einem Charakterzug in Erinnerung bleiben und in den Arbeiten in Form von Farbe und Beschaffenheit zum Ausdruck kommen. Alles hat seinen definiert Ort, wie beispielsweise die grossformatigen Stoffarbeiten l'hiver und carême, welche die japanischen Tradition des Rollbildes (Kakemono) aufgreifen, und die Sebastian Winkler eigens für die Ausstellung erarbeitet hat. So bewegt man sich als BetrachterIn durch einen sorgfältig komponierten Raum, an die Hand genommen von Arbeiten, die jeweils eine Perspektive dieses vielschichtigen Gefüges offenlegen und damit die folgenden Arbeiten logisch erschliessen lassen. Sebastian Winkler lässt den Besucher auf intime Art und Weise in seine Gedankenwelt blicken, eine Gedankenwelt geprägt von Orten und zwischenmenschlichen Begegnungen, und offenbart damit die komplexe Vernetzung einer Wahrnehmung, wie wir sie alle in uns tragen, doch oft nicht zu einem Gesamtbild zusammenzufügen können. Dass die Fragmente insgeheim Erinnerungen wachzurufen vermögen und subtil unsere durch Erfahrungen geprägten Entscheide beeinflussen, wird uns dadurch unzweifelhaft vor Augen geführt. Und so erschliesst sich dem Betrachters eine Art «Mindmap» aus Sprache, Stoff, Material und wird so zum individuellen Inhalt…
die sprache ist der stoff ist das material ist der inhalt
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Sebastian Winkler, 2019
Sebastian Winkler (*1979 in Heilbronn) hat ein Studium der Malerei und Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, bei den Professoren Max Kaminski und Erwin Gross absolviert. An der Ruprecht Karls Universität Heidelberg, studierte er in der Folge bei Axel Murswiek, Manfred G. Schmidt und Klaus von Beyme Politikwissenschaft. Winkler lebt und arbeitet in Bern (CH) und Karlsruhe (D). Neben seiner Arbeit als Freischaffender Künstler kuratiert er Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Literatur für das Ursula Blickle Lab, Kraichtal. Er hat unter anderem in der Kunsthalle Baden-Baden; Kunstverein gegenwart, Leipzig; Stellwerk, Kassel; Galerie Gebr. Lehmann, Berlin oder im Kunsthaus Baselland ausgestellt. 2015 ist im Kerber-Verlag Bielefeld/Berlindie Monografie “Sebastian Winkler – musée des matériaux” veröffentlicht worden. Texte von ihm erschienen in „die horen“, Wallstein Verlag, Göttingen und im Monopol Magazin, Berlin. Sebastian Winkler hatte 2018 das Atelierstipendium der Stadtgalerie Bern inne.
Orest Skakun und Sebastian Winkler: KAIROS - ein literarisch-musikalischer Dialog
Der Berliner Künstler Orest Skakun übersetzt seine Beobachtungen und Recherchen in Medien wie Fotografie und Grafik, im Mittelpunkt steht jedoch seit langem die Musik. Seine polyglotten Songtexte kreieren lyrisch-absurde Momente und grenzen gelegentlich ans Surreale. Atmosphärisch dicht changiert sein Spiel zwischen Pop-Chanson und Protopop. Mit dem Programm KAIROS treten Orest Skakun und Sebastian Winkler in einen literarisch-musikalischen Dialog, der überraschende Gemeinsamkeiten im individuellen Werk der beiden Künstler offenbart.
Parallel zur Ausstellung zeigt der Künstler die Textinstallation „massindividualism“ im MARKUS ZÜRCHER FENSTER, Progr West, Speichergasse.