Vernissage: 20. September 2018, 18-20 Uhr
Künstlergespräch: Samstag, 22. September 2018, 17-18 Uhr
Art & Apéro: Freitag, 5. Oktober 2018, 18-20 Uhr
Finissage: Samstag, 20. Oktober 2018, 12-16 Uhr
Öffnungszeiten:Do/Fr: 14-18 UhrSa: 12-16 Uhr
Noch nie lebten wir in einer Zeit, in der wir so viele Dinge exakt prognostizieren können. Der Pfad von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheint oft klarer denn je. Und doch gibt es Dinge, die wir nicht kennen – die «unknown unknowns» - die zu grossen Umbrüchen und einer Zukunft führen, die sich nicht linear vorzeichnen lässt. Liegt die Zukunft also in unserer Hand? Oder gibt es sowas wie ein Schicksal?
Marlene Zoë Burz (*1990) beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Mythologie des Schicksals. In der nordischen Mythologie waren dafür sogar drei Göttinnen, die sogenannten Nornen zuständig. Die greise «Urd» (das Gewordene) verkörpert die Vergangenheit. «Verdandi» (das Werdende), eine junge hübsche Frau, stellt die Gegenwart dar. Die verschleierte «Skuld» (das Werdensollende) hält eine Schriftrolle in der Hand, in der die Zukunft geschrieben steht. Ihre Werke wirken gleichzeitig wie Kulissen von Schauplätzen und Rüstungen aus der Zukunft: Ihrer zeichnerisch-malerischen Arbeit gehen genähte Anzüge voraus, die sie für imaginäre Humanoide entwickelt und schneidert. Diese Anzüge dienen als Studienobjekte und dreidimensionale Skizzen, deren Schnittmuster sie in Einzelteile zerlegt und neu zu grossformatigen Zeichnungen und Malereien komponiert. Die Schnittformen grenzt Marlene Zoë Burz mit unterschiedlichen Schattierungen von Schwarz, Grau oder Weiss voneinander ab. Dabei geht es ihr weniger um die Farbe sondern um die Textur, die den Arbeiten eine Plastizität, sinnlich-körperliche Qualitäten und einen ganz eigenen Charakter verleiht. Die Farbe wirkt wie ein Textil.
Die Künstlerin lotet die Grenzen von Mode, Szenografie, Zeichnung und Malerei aus und schafft damit einzigartige Atmosphären. Diese Atmosphären adressieren ein ur-menschliches Referenzsystem, das in allen Kulturen gleichermassen vorhanden ist und diese zu «mergen» (Lateinischer Wortstamm «mergere» für verschmelzen/versinken) vermag. Diese mythologische Ebene wirkt dabei keinesfalls wie aus der Vergangenheit, im Gegenteil, sie holt den Betrachter im Jetzt ab und tauchen mit dieser Referenz auf gemeinsame Grundwerte, ein gemeinsames Grundvertrauen oder ein verbindendes Misstrauen ab.
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Never before have we lived in a time when we can predict so many things so accurately. The path of past, present and future often seems clearer than ever. And yet there are things we don't know - the «unknown unknowns” - that lead to great upheavals and a future that can't be predicted linearly. So is the future in our hands? Or is there such a thing as fate?
Marlene Zoë Burz (*1990) deals in her work with the mythology of fate. In nordic mythology even three goddesses, the so-called Norns, were responsible for it. The aged «Urd» embodies the past. «Verdandi», a young pretty woman, represents the present. The veiled «Skuld» holds a scroll in her hand in which the future is written. At the same time, her works look like the backdrops of scenes and armour from the future: her drawings are preceded by sewn suits that she develops and tailors for imaginary humanoids. These suits serve as study objects and three-dimensional sketches, whose patterns she dissects into individual pieces and re-composes into large-format drawings and paintings. Marlene Zoë Burz delimits the cut forms with different shades of black, grey or white. For her it’s less about the colour than about texture, which gives the works a plasticity, sensual-physical qualities and a particular character. The colour looks like a textile.
The artist explores the boundaries of fashion, scenography, drawing and painting, thus creating unique atmospheres. These atmospheres address a fundamental human reference system that is equally present in all cultures and is able to «merge» them (Latin word stem «mergere» for merge/sink). This mythological level does not appear as if it’s from the past; on the contrary, she catches the observer in the now and goes down with this reference to common basic values, a common basic trust or a connecting mistrust.